Das Prinzip


Die “Beleuchtung der Unter-Ems”

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Abb. oben: Die erste Karte “Segelanweisung für die Befahrung der Ems zur Nachtzeit” aus dem Jahre 1891 mit den eingezeichneten neuen Leuchttürmen und den dazugehörigen Leit- und Warnsektoren. Als Unter-Ems wird der Bereich der Ems von Emden bis Borkum und weiter in die Nordsee bezeichnet, also der auf der Karte abgebildete Bereich.

Abb. unten: Ein Ausschnitt aus der Karte oben. Der Pilsumer Leuchtturm ist rechts oben mit seinen drei Sektoren zu sehen. Die Sektoren sind mit roten Linien deutlich hervorgehoben. Der mittlere schmale Sektor mit der Bezeichnung “fest” (siehe roter Kreis) liegt genau über der fahrbaren Route (gelb eingezeichnet). Der untere Bereich ist  mit “1Blitz”, der obere mit “2Blitz” bezeichnet.

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Abb. unten: Etwa der gleiche Ausschnitt wie auf der Karte oben. Der Seeweg ist rot eingezeichnet. Viele  Leuchttürmen sind notwendig, um diesen Seeweg zu beleuchten. Sie haben die Aufgabe ein kontinuierliches Licht, ein sogenanntes festes Feuer, genau in dem Bereich der Schiffsroute zu zeigen. Erzeugt wird dieser sehr exakte Lichtsektor durch eine Schlitz-Öffnung in einer sog. Otter-Blende, die das Leuchtturmfeuer abdeckt. Von See aus sieht man das Licht des Leuchtturms, solange man sich auf der richtige Route befindet. Um den richtigen Kurs zu fahren fährt man solange auf das feste Feuer zu, bis von einem anderem Leuchtturm ebenfalls ein festes Feuer zu sehen ist, worauf man den Kurs wechselt um nun wieder genau auf dieses feste Feuer zuzufahren. An welchen Punkten der Kurs gewechselt werden muss, kann man den Segelanweisungen entnehmen, die detailliert diese Wendepunkte beschreiben.

So fährt der Seefahrer auf dem Beispiel unten, wenn er aus NW (links oben) kommt, zunächst direkt auf den Pilsumer Leuchtturm zu, ändert den Kurs, sobald der Campener Leuchtturm als festes Licht zu sehen ist, um dann wiederum den Kurs zu ändern wenn das feste Feuer vom Deftzyler Turm (unter außerhalb des Bildes) zu sehen ist um dann nach einer gewissen Wegstrecke den Kurs erneut Richtung Watumer Leuchtturm zu wechseln usw.


Abb. unten: Um den Seefahrer zu warnen, wenn er den richtigen Kurs verläßt, zeigen die Leuchttüme in den sog. Warnsektoren kein festes Licht sondern senden Blitze. Die Regel sagt, dass wenn man sich auf einen Leuchtturmt zubewegt der rechte Sektor von einem mit einer ungeraden Anzahl ( 1,3,5 usw.)von Blitzen befeuert wird, der linke Sektor zeigt eine gerade Anzahl (2,4,6, usw.) von Blitzen. In der Seefahrersprache hört sich das so an: einkommend an Steuerbordseite des Fahrwassers ausserhalb desselben mit einer ungeraden Anzahl von weissen Blitzen, =1 oder 3 oder 5 Blitz; einkommend an Backbordseite des Fahrwassers ausserhalb desselben mit einer geraden Anzahl von weissen Blitzen, = 2 oder 4.
Der einfache Blitz blitzt ununterbrochen.
Der Blitz dauert 1 3/4 sek. jede Verdunkelung dauert 1 1/4 sek. zusammen 3 sek..
Das mit 2, 3, 4, 5 Blitz  bezeichnete mehrblitzige Feuer blitzt 2 bis 5 Mal in derselben Weise auf wie das 1 Blitz-Feuer, gefolgt von einer 4 Sekunden dauernden Pause. In dem Beispiel unten ist dies in etwa nachempfunden.

Die Breite des südlichen, mit einem Blitz befeuerten Warnsektor des Pilsumer Leuchtturms hatte zusätzlich noch die Funktion einer sog. Quermarke. Er bedeckt den fahrbaren Bereich des Campener Leuchtturms und zeigt dam Seefahrer, sobald er das Blitzlicht nicht mehr sieht muss er den Kurs auf den Delfzyler Leuchtturm hin ändern.


Abb. unten: Richtig munter wird es, wenn man alle Leit- und Warnsektoren der beteiligten Leuchttürme für diesen Bereich der Unter-Ems sieht. Dass man von einer “Beleuchtung der Unter-Ems” sprechen kann, wird so zweifelsfrei augenscheinlich deutlich. Der Seefahrer bekommt so für jeden erdenklichen Punkt in diesem Bereich eine eindeutige Kennung, aus der er ersehen kann, wo er sich im Moment befindet.