Der Emder Hafen


Der Emder Hafen, Bindeglied zwischen Hochsee- und Binnenschifffahrt.

Emden01Die Stadt Emden, direkt an der Ems mit direktem Zugang zur Nordsee gelegen, hatte im 16. Jahrhundert eine Blütezeit durchlebt. Nach div. politischen Wirren hatte sie mit Hilfe von Holland de facto die Stellung einer freien Reichsstadt erlangt. (Dadurch wurde im Laufe des 17. Jahrhunderts niederländisch zur Standardsprache des gehobenen Bürgertums in Emden). Der Wohlstand ergab sich zweifellos durch den Hafen mit der Lage zur offenen See und dem daraus resultierenden Seeverkehr, der wiederum die angeschlossenen Handelsbeziehungen förderte. Während dieser Zeit war die Stadt Emden an der Ausbringung und Pflege der Seezeichen auf der Unter-Ems maßgeblich beteiligt und hat dies für damalige Verhältnisse vorbildlich aufrechterhalten. Auch der alte Leuchtturm auf Borkum gehörte zu diesem Konzept.

 

Situation 1866: Der Hafen von Emden hat in den letzten Jahrzehnten unter der Regierung Hannover einen Niedergang sondergleichen erlebt. Das Hafenbecken ist durch Schlickablagerungen  fast unpassierbar geworden. Die Versuche, durch die Entwässerungssiele Wasser aus dem ostfriesischen Umland , (vier von acht Krummhörner Sielen lagen im Emder Bereich ) zum Freispülen des Hafens einzusetzen hatten wenig Erfolg und führten außerdem zu Streitereien, da dadurch die Entwässerung nicht ordnungsgemäß stattfand. Bitterböse wird in einer Denkschrift vom April 1868 (zwei Jahre nach Übernahme Ostfrieslands durch Preußen) mit dem Königreich Hannover abgerechnet.
 

Denkschrift1868-01mZitat:
...Während der hannoversche Staat bald darauf nahe an 3 Millionen Thaler zur Erbauung des schönen Seehafens von Geestemünde (zusammen mit dem Nothafen von Bremen heute Bremerhaven; Einfügung der Red.) verfügbar zu machen wusste, hat die Stadt Emden auch diesmal die Baukosten so zu sagen allein tragen müssen.(gemeint waren die Maßnahmen zur Beseitigung der Schlickmassen aus dem Emder Hafen, die aber keine Besserung brachten; Einfügung der Red.)
Zitat Ende

Als Lösung hatte man in dieser Denkschrift der preußischen Regierung den Vorschlag gemacht, einen Seehafen an günstiger Position, nämlich an der Knock, einzurichten. Der Emder Hafen sollte von dort mit einem Kanal, in dem sich kein Schlick ablagern  konnte, verbunden werden.
 

Unter preußischer Regierung wurde ab 1866 ein sich über viele Bereiche erstreckendes und aufeinander abgestimmtes Wirtschaftskonzept  umgesetzt.
Preußen hatte neben Ostfriesland/Niedersachsen auch Schleswig-Holstein, Hessen-Kassel (Kurhessen), Nassau, einen Teil Hessen-Darmstadts sowie die bislang freie Stadt Frankfurt am Main als Provinzen übernommen.  Zusammen mit den anderen bereits zu Preußen gehörenden Ländern war deshalb ein großangelegtes Wirtschafts- und Strukturprogramm möglich.

So bekam der Emder Hafen wieder die führende Rolle unter den Nordseehäfen. Eine Anbindung durch den Ems-Jade-Kanal zu dem neu geschaffenen Wilhelmshaven (dem größten preußischem Kriegshafen an der Nordsee) und eine Anbindung durch den Dortmund-Ems-Kanal ans Ruhrgebiet mit den dortigen Kohlevorkommen und der dort ansässigen Schwerindustrie gaben den Ausschlag. Überhaupt wurde unter der preußischen Regierung der Kanalbau verstärkt betrieben und war ein wichtiger Motor für die Wirtschaft insgesamt, da günstige Frachtwege die Industrie- und Handelsplätze miteinander verband. Die Kanäle waren die “Autobahnen” für den Schwerverkehr.

Zusätzlicher Bedarf an gut funktionierenden Nord- und Ostseehäfen entstand mit der Gründung des Kaiserreichs 1871 und der damit durch die dtsch. Kaiser Wilhelm I + II einsetzenden Aufrüstung besonders zur See ( Kaiserliche Marine) und durch die Kolonialpolitik Deutschlands ab 1884 (sieben deutsche Kolonien).

Der Emder Hafen wurde zwischen 1881-1883 immer weiter ausgebaut und es entstand einer der wichtigste Umladehäfen von Frachtgut an der Nordsee von Hochseeschiffen auf Binnenschiffe und umgekehrt. Durch die weitere Fortentwicklung der Dampfschiffe, die immer größer wurden und somit auch mehr Tiefgang bekamen, war ein gutausgebauter Seehafen in strategischer günstiger Position oberstes Gebot. Und durch den Ausbau des Hafens wurden auch andere Bereiche der Schifffahrt wieder in Emden ansässig, so z.B. eine große Heringsfangflotte.  Der Emder Hafen wurde 1901 mit einem großem Festakt eingeweiht, obwohl er schon viele Jahre vorher wieder seetauglich war und entsprechend genutzt wurde.

Abb. unten: Emden war Ende des 19. Jahrhunderts durch das Fahrwasser der Ems westlich (Westerems)und östlich (Osterems) an Borkum vorbei zu erreichen. Der Bereich der Ems von Borkum bis Emden wurde als Unterems bezeichnet.

(Quelle: Ostfriesische Landschaft, Aurich; aus Festschrift zur Eröffnung des Emder Hafen 1901)

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Abb. oben: Der Ems-Jade- und Dortmund-Ems-Kanal münden direkt in den Emder Hafen.  (Quelle: Ostfriesische Landschaft, Aurich; aus Festschrift zur Eröffnung des Emder Hafen 1901)

Abb. unten: Der Emder Hafen etwa 1920.
Der Hafen wurde um den “Neuen Binnen-Hafen” mit der Erzumschlagstelle erweitert, der durch eine weitere Schleuse zu erreichen ist   (Quelle: Deutsche Hafenpläne, Blatt 7; Stadtarchiv Emden)

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Abb. unten: Ein Blick in den Emder Hafen mit den damals üblichen Lastseglern.
(Fotoquelle: Deichacht Krummhörn)

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Abb. oben: Blick in den Emder Außen-Hafen. Neben Segelschiffen liegt hier auch ein “großer Dampfer”  (Quelle: Ostfriesische Landschaft, Aurich; aus Festschrift zur Eröffnung des Emder Hafen 1901)

Abb. unten: Emden beherbergte zur damaligen Zeit eine große Flotte von Herings- Fangschiffen.  
(Quelle: Ostfriesische Landschaft, Aurich; aus Festschrift zur Eröffnung des Emder Hafen 1901)

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Abb. oben: Einfahrt in den Emder Außen-Hafen.
(Quelle: Ostfriesische Landschaft, Aurich; aus Festschrift zur Eröffnung des Emder Hafen 1901)

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Abb. oben: Postkarte um 1900; Molenfeuer Emden West

Abb. unten: Etwa die gleiche Ansicht 1980.

(Foto unten: Gerresheim)

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